Halli Hallo,
ich habe oft in der Schule bzw. und jetzt auch an der Uni gemerkt, dass es mir oft schwerer fällt als der Durchschnitt in Physik, Mathe und Sprachen zu lernen. Weil eben (zumindest meiner Erfahrung nach) von den Lehrern / Dozenten oft gesagt wird, man müsse sich die Dinge vorstellen. Am ende schaffe ich es auch die Gewünschte Leistung zu erbringen und es macht mir auch Spaß, in Mathe mache ich mir zum Beispiel mehr Skizzen und Vokabeln lerne ich auswendig. Das klappt gut, dauert aber leider sehr lange. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder habt ihr Tipps, wie man mit Aphantasie effizienter lernen kann?
Danke im voraus für die Ideenanstöse,
Xenia
Mir ist Lernen noch nie schwer gefallen - ob nun auswendig lernen oder verstehen, daher habe ich keine Strategie, die ich anbieten kann. Ich schau mir die Sachen halt an, und dann weiß ich sie. So gut, dass andere Leute leider oft neidisch darauf sind.
Ganz besonders absurd ist es bei Strukturformeln, und ich verstehe das selbst nicht so richtig. Ich kann problemlos aus den Gedächtnis z.B. die Strukturformeln aller Aminosäuren zeichnen und wenn mir jemand kontextlos die Strukturformel von Estradiol (Östrogen) vor die Nase hält, weiß ich, worum es sich handelt. Aber ein Bild davon vor Augen habe ich nie.
Hallo zusammen! Ich bin gerade ziemlich überrascht, wie unterschiedlich Lernen mit Aphantasie wahrgenommen wird und scheinbar funktionieren kann. Ich selbst war von Anfang an immer gefühlt eingeschränkt mit dem Lernen. Ich brauchte immer länger als andere und ich konnte nicht stupide auswendig lernen und abrufen. Ich musste etwas verstehen, um es auch wieder effektiv abrufen zu können. Das hat mich vor ziemliche Herausforderungen in meiner gesamten Schulzeit und auch später im Beruf gestellt, weil ich nicht in dem Tempo vorankam, wie es erwartet und gefordert wurde. Mein frühestes Erlebnis mit der Aphantasie in bezug auf Lernen war in der Grundschule. Genauergesagt im Rechenunterricht als es darum ging, im Kopf zu rechnen. Habe als Kind damals nie verstanden, wie ich im Kopf rechnen sollte. Zahlen im Kopf vor dem inneren Auge sich vorzustellen und dann entsprechende Rechenoperationen visuell durchzuführen, war für mich einfach nicht möglich. So sehr ich mich auch angestrengt und bemüht hatte, sobald eine Zahl mal überhaupt aufgetaucht war und ich mir die nächste Zahl vorstellen wollte, war sie schon wieder verschwunden. Jede Zahl, wenn sie denn mal vor dem inneren Auge entstanden war, meistens nur schemenenhaft und vernebelt oder transparent und unscharf, dann verschwand sie auch schon wieder. Ich konnte sie visuell nicht festhalten. Visualisieren in jeglicher Form ist mir einfach nicht möglich. Deswegen sind mir auch damals so wie heute immer noch Zahlen und Mathematik ein Graus. Kann mir keine Telefonnummern merken oder andere Buchstaben- und Zahlen- oder Zeichenkombinationen. Das stresst mich heute noch. Lernen kann ich nur, wenn ich ständig wiederhole oder praktiziere. Höre ich auf zu wiederholen, dann verschwindet auch die Fähigkeit, das Wissen darüber abzurufen. Im schlimmsten Fall muss ich das abhanden gekommende Wissen neu erlernen. So ist über all die Jahre schon so einiges in Vergessenheit geraten. Und mein autobiographisches Gedächtnis war schon immer irgendwie sehr mager und in den letzten Jahren nimmt es zunehmend sogar ab. Aber auch mein Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis werden immer unzuverlässiger. Lernen an sich fällt mir immer schwieriger, weswegen ich schon langsam die Hoffnung aufgebe, dass ich nochmal einen anderen Beruf als Krankenpflege erlernen kann. Vielleicht spielen da auch meine Empathie und meine vermutete Hochsensibilität da mit hinein, denn ich bin unter Menschen sehr schnell überfordert bei all den Wahrnehmungen und Informationen, die da auf mich hereinprasseln. Ich ziehe es vor mich zurückzuziehen. In Ruhe kann ich auch meiner Neugierde nachgehen und Dinge zumindest ansatzweise in Erfahrung bringen und bedingt lernen. Sprachen z.B. ziehen mich irgendwie an. Aber ich kann keine Sprache wirklich "perfekt".
Ich denke, dass es zu vereinfacht wäre Schwierigkeiten in einem Fach oder einer Fächerkombination automatisch auf Aphantasie zu schieben. Ich hab ein gutes Abi und sehr gutes Studium + Dissertation hinter mir. Für meinen Teil kann ich sagen, dass reines Auswendiglernen mir immer ein Graus war - das Verstehen von zugrundeliegenden Logiken aber immer angenehm war. Gesprochene Sprachen waren auch in Ordnung, mein Interesse an Sprachen war aber in der Schule begrenzt. Im Studium musste ich typischerweise auch wenig lernen, war in Vorlesungen aber sicher auf aufmerksamer bei der Sache als der durchschnittliche Kommilitone...
Hallo Xenia und hallo zusammen,
ich für meinen teil kann kam immer gute mit den Naturwissenschaft zurecht, sie waren für mich einfacher zuverstehen als andere fächer, meist habe ich auch nur zugehört und nicht gelernnt.
Sprachen hingegen und desen Grammatik sind immer noch ein Hindernis für mich, weil ich auch Legastheniker bin weswegen mit Mathe auch immer so leicht gefallen ist, auch für mich musste ich immer wieder auswendig lernnen um dann dass was im Kopf noch vorhanden war im Test oder der Arbeit wiedergeben zu können.
Jetzt nach 20 Jahren aus der Schule habe ich durch meinen Beruf das meiste irgendwo im Kopf verstaut aber verwende es nicht.
Hallo in die Runde,
Ich glaube, dass es wie immer große Unterschiede zwischen den Menschen gibt. Ich bin Mensa-Mitglied, mir fiel Lernen aller Art immer sehr leicht. Nur dieses Drehen der Würfel im Kopf oder ähnliches...da hat man es ohne Bilder schon schwer.
Übrigens kann ich mir Gespräche häufig im Wortlaut merken, brauche nie Aufzeichnungen oder Protokoll. Mein Mann meint dazu, da ich keine Bilder sehe habe ich zu viel Platz auf der Festplatte im Gehirn, weil 1 Stunde Film braucht so viel Platz wie 100 Stunden Radio ,o)
Hallo,
ich finde, du hast schon jetzt gute Strategien. Ich habe erst vor etwa 2 Jahren erfahren, dass die meisten anderen Menschen Bilder im Kopf haben - ich dachte bis dahin, "Schäfchen zählen" wäre eine Redewendung, kam nie auf die Idee, dass irgendjemand diese Schäfchen auch sehen würde. Heute habe ich endlich eine Erklärung dafür, warum ich in Mathematik, geometrisch Zeichnen und später Anatomie so schlecht war - Ausweniglernen ist halt wirklich mühsam, Vorstellungesvermögen hatte ich nie. Trotzdem habe ich später Sprachen studiert und das Studium erfolgreich abgeschlossen. Vokabel auswendiglernen war aber immer mühsam, besser ging es bei mir im Zusammenhang, in Sätzen oder über den Inhalt. Das geht natürlich auch nicht wirklich schnell. Heute lerne ich mit diversen Apps oder online-Kursen Sprachen viel leichter. Ich höre mir die Vokabeln auch zusätzlich zum Lesen immer im Internet an - vielleicht hilft dir das auch etwas?
Alles Gute für dein Studium
Ide
Mir ging es ähnlich. Mathe, Physik und Sprachen waren schwierig für mich zu erlernen. Dafür war ich gut in Geschichte.
Im Studium habe ich es so gemacht wie viele hier beschreiben. Ich habe Zusammenfassungen erarbeitet und diese auswendig gelernt. Mit genügend Zeit zur Vorbereitung ging das. Wichtig für mich war zu wissen wie viele Seiten ich z.b. in 2 Wochen lernen musste.
Ansonsten bin ich später darauf gekommen dass man einzelne Punkte beim lernen auch mit Geschmack verbinden könnte. Konnte das aber nie testen. Ich kann mir Gummibärchen dafür gut vorstellen. Wenn ich den Geschmack von zb Himbeere immer an der selben Stelle schmecke, könnte mich der Geschmack ggf. an die Information erinnern.
Ich habe im Studium gelernt, indem ich die Lerninhalte mit der Hand aufgeschrieben habe. Ich habe ganze Bücher per Hand zusammengefasst - ordentlich auf Karopapier, mit Bullet Points und Markierungen, Überschriften und Kästchen mit den wichtigsten Informationen. Diese Seiten habe ich dann immer wieder gelesen. (Erstaunlicherweise wusste ich bei der Prüfung z.T. noch, wo auf einer Seite der relevante Inhalt stand. Ich habe nicht das Blatt oder den Text vor mir gesehen, aber ich wusste irgendwie, dass es diese drei Bullet Points am Ende der Seite waren.)
Hallo Xenia
Das menschliche Gehirn ist ne super Sache und soooo spannend! Ich finde es unglaublich, wie unterschiedlich wir Menschen lernen. Allem Anschein nach hast auch du gute Strategien entwickelt zu lernen, sonst wärst du jetzt nicht auf der Uni...
Ja - gewisse Dinge kann ich auch schlecht lernen. Namen zum Beispiel. Die bleiben bei mir bloss im Kurzzeitgedächtnis. Egal ob Seen, berühmte Persönlichkeiten, Ferienorte oder Alpenpässe. Namen sind für mich total austauschbar. Am einfachsten lerne ich Dinge, die logisch hergeleitet werden können. Bei Vokabeln helfen mir verwandte Wörter. Und manchmal muss ich mir richtige Eselsbrücken bauen. Lerntipps habe ich leider keine - ausser viel Wiederholung.
Wünsche dir viel Spass und Erfolg in deinem Studium!
Annette