Seit etwa vier Monaten spreche ich immer häufiger in Gesprächen mit Kollegen, Freunden und Bekannten über meine Aphantasie. Die Reaktionen darauf sind vielfältig und immer wieder interessant. Manche sind verwundert und fragen sich, wie es möglich ist, ohne mentale Bilder zu leben. Andere beginnen, über die Bedeutung von Vorstellungskraft nachzudenken und wie unterschiedlich unsere Wahrnehmungen sein können.
Ein besonders spannender Aspekt ist, dass Menschen später erneut auf mich zukommen, weil sie sich weiter mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Sie beginnen zu reflektieren, wie ihre eigene Wahrnehmung funktioniert und wie sich diese von meiner unterscheidet. Diese Gespräche zeigen mir immer wieder, wie wertvoll es ist, über Aphantasie zu sprechen – unabhängig davon, ob jemand betroffen ist oder nicht.
Wie seht ihr das?
Ich habe das Thema bisher in einem eher kleinen Kreis angesprochen. Familie, Freunde und enger Kollegenkreis. Dort hat niemand Aphantasie und viele können sich das nicht so recht vorstellen. Allerdings entwickelte sich so die Theorie, dass ich mir Absprachen und Entscheidungen deshalb gut merken kann, da es sich um Text handelt und ich ohnehin alles in Text parse um es mir zu merken. Ich würde die Reaktionen als vorsichtige/freundliche Neugierde kombiniert mit einem gewissen "ist nicht wahr" bezeichnen. Es interessant das ganze zu reflektieren, für mehr als 15 Minuten gespräch taugt es gefühlt aber nicht. Daher auch meine Anmeldung hier im Forum, um mal andere Perpektiven auf die Sache zu erhalten.
Kann ich nicht bestätigen. Ich bin über 30 und hatte noch nie eine Depression. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch mit wenig Zeit in der ich unglücklich bin.
Seit ich von meiner Aphantasie weiß, habe ich auch Freunde und Kollegen mit dem Thema "belästigt". Einen anderen Betroffenen habe ich tatsächlich schon gefunden, wofür ich sehr dankbar bin. Ansonsten finde ich es auf eine schmerzhafte Art interessant zu sehen, wie sie im Treppenhaus im Büro, in der Cafeteria oder beim Wandern kurz stehenbleiben, ins Leere schauen und dann sagen "ja klar, da ist der Apfel". 🙄 Einige haben Fragen gestellt - "wie, und Du kannst also nicht ...?" "Und was ist mit Träumen?".
Ich finde es auch erstaunlich (aber dazu vielleicht noch ein extra Post), dass sie ihre Fähigkeiten oft gar nicht nutzen. Ich würde z.B. für Mentaltraining beim Sport oder für Stressabbau / Meditation wirklich gerne visualisieren können ("imagine your happy place"; Du bist ein Berg usw.) und ärgere mich fast ein bisschen, dass Leute, die es können, die Fähigkeit nicht besser nutzen.
90 % der Menschen, mit denen ich darüber spreche sagen: Was, das gibts? Du kannst keine Bilder sehen ???? Und 10 % sagen "Was, man kann Bilder SEHEN ???"
Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen total überrascht sind, dass es Aphantasie gibt. Bisher habe ich noch niemanden in meinem privaten oder beruflichen Umfeld kennengelernt, der auch betroffen ist oder der schon mal von dem Phänomen gehört hat. Es ist immer eine gewissen Aufklärungsarbeit.
Hallo :)
danke für das Teilen deiner Erfahrung.
Ich mache auch viele Bilder, ich drucke sie auch mit einem Handydrucker aus und klebe sie in einen Kalender, damit ich was "in der Hand habe".
Klasse, dass du die Anstrengung der Therapie angenommen hast und sie auch hilft.
Sehr interessante Frage mit der Depression. Ich denke, dass mit der Zeit einige diese Frage haben werden, und vielleicht in der Zukunft hier geforscht wird.
Ich meditiere sehr gerne und habe ähnliche Schwierigkeiten wie du beim autogenen Training. Ich habe angefangen eine Meditation für uns Aphantasten zu schreiben, brauche aber noch. :)
Hallo Nadine,
ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie du wenn ich mit Freundinnen über Aphantasie spreche.
Sie sind erstaunt, dass man ohne bunte Bilder im Kopf leben kann.
Auch weil ich gerne Male und Zeichne sind viele erstaunt, dass es ohne Bild im Kopf funktioniert.
Da mir die Erinnerungsbilder fehlen, mache ich sehr viele Fotos um mich an Situationen erinnern zu können.
Gefühle ist ein schwieriges Thema bei mir; die Gefühle anderer Menschen kann ich empathisch sehr gut einordnen.
Meine eigenen Gefühle habe ich sehr lange nicht wahrgenommen und habe sie erst nach einer langen Depression und mit viel Therapie entdeckt.
Habe mich oft gefragt, ob die Depression zum Teil auch mit der Aphantasie zusammen hängt.
Auch Autogenes Training zur Entspannung fällt mir sehr schwer, gerade hier fehlen die Bilder besonders.