Hallo zusammen,
durch einen Podcast zum Thema Aphantasie habe ich erkannt, dass dies auf mich zutrifft. Ich würde gerne mit euch über eure Erfahrungen sprechen und darüber, wie es sich bei euch verhält. Ich habe bereits mit meiner Familie und engen Freunden darüber gesprochen, und die Reaktionen darauf waren gemischt.
Ich habe so unglaublich viele Fragen. Bis jetzt dachte ich immer, dass Szenen in Filmen, in denen sich jemand einen Regenbogen oder einen Strand vorstellt, einfach cineastische Übertreibungen wären. Dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich solche Dinge vorstellen können, kann ich mir kaum vorstellen.
Wenn ich versuche, mir zum Beispiel eine Farbe oder einen Strand vorzustellen, sehe ich nur Schwarz. Ich weiß, wie ein Strand aussieht, aber es entsteht kein Bild in meinem Kopf. Dennoch würde ich behaupten, dass ich ein sehr gutes Gedächtnis habe. Ich kann heute noch genau sagen, wie die Möbel im Wohnzimmer meiner Großeltern angeordnet waren, aber ich habe kein inneres Bild dazu.Oder wenn ich Kopfrechne, meine Schwestern meinten sie sehen die Rechnung, auch hier sehe ich nichts.Kennt ihr das auch?
Was mich an dem Thema besonders irritiert, ist, dass ich in meinen Träumen sehr wohl in Bildern träume. Wie kann es sein, dass ich in Bildern träume, mir aber im Alltag absolut keine Bilder vorstellen/erzeugen kann? Das erscheint mir paradox.
Ich würde mich sehr über eure Antworten freuen.
Vielen lieben Dank,
Sascha
Ich hatte einmal eine Kollegin, die ein fotografisches Gedächtnis hatte. Damals habe ich in einer Buchhandlung gearbeitet. Sie hat jede Kundschaft sofort wieder erkannt, wusste den Namen und das bestellte Buch. Das war faszinierend. Konnte ich kaum glauben. Solche Menschen gibt es aber auch. Sind auch eine Minderheit.
Es ist hochinteressant zu lesen, in welchen Formen Aphantasie daherkommt. Bei mir reicht es, um sich einfache geometrische Formen vorzustellen, aber sobald es komplexer wird oder gar organischer Natur, wird alles schwarz. Ich kann allerdings, und das ging ja aus den Beiträgen von Wohnungseinrichtungen auch gut hervor, sehr gut die Lage von Objekten im Raum zueinander definieren und auch planen. Sogar viel besser als meine Frau, die nicht an Aphantasie leidet. Offensichtlich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Wir hatten da ja auch kürzlich eine Online Studie zu diesem Thema.
Hallo zusammen
Ich finde es wunderbar, eure Beiträge zu lesen. In manchem erkenne ich mich wieder. Gleichzeitig scheint es mir eine breite Vielfalt zu geben, wie wir Menschen mit Aphantasie die fehlende Möglichkeit, Erinnerung in Bildern abzuspeichern, kompensieren.
Dein Beispiel mit den Möbeln der Grosseltern hat mich sogleich angesprochen. Meine Erinnerungen sind hauptsächlich dieser Natur; ich weiss, was oder wer im Verhältnis zu mir und zum Raum oder zur Sonne wo war. Keine Chance habe ich, mich zu erinnern, wer was getragen hat (es sei denn, ich hätte es während der Begegnung bewusst „auswendig gelernt“ - mir also mehrfach extra gemerkt). Ich stelle mir vor, dass Menschen, welche von Geburt an blind sind, ähnlich geartete Erinnerungen haben. Jedenfalls was die räumliche Orientierung betrifft (die ist tipptopp bei mir). Mich würde sehr interessieren, ob zu autobiographischer Erinnerung von Blinden auch schon geforscht wurde und ob da eventuell Parallelen zu uns bestehen. Weiss da jemand etwas dazu?
Bei mir ist die Aphantasie übrigens auch alle Sinne betreffend - und dennoch bin ich ein sehr kreativer Mensch. Ich denke, der Schaffensprozess ist wahrscheinlich ein total andrer, verglichen mit Menschen mit imaginären Bildern- jedoch kann ich bestens zeichnen. Zum Beispiel eine Strand 😉, mit oder ohne Palmen…
Wenn ich über meine nächtlichen Träume nachdenke, so habe ich den Eindruck, das dort ganz vieles des während des Bewusstseins Erlebtem (auch aus vergangenen Zeiten) verarbeitet wurde (auch mit Filmszenen und Bildern), wovon ich vieles beim Aufwachen behalte. Manchmal finde ich Lösungen in Form von Geschichten oder Gesprächen, die ich mir tagsüber gar nicht zugetraut hätte, wie von einer anderen weiseren Person, die ich aber auch sein muss.
Passiert diese Aufarbeitung tagsüber bei Menschen mit Bildvorstellungsvermögen oder haben sie nachts auch ähnliche Träume?
Ich habe auch sehr bildhafte Träume. Seitdem ich darauf dachte merke ich auch, dass es in Teilen sehr detaillierte visuelle Bilder sind.
Hallo, ich kann mich eigentlich nur an ganz wenige Träume mit Bildern erinnern. Und wenn ich dann mal ein Bild sehe, ist es auch eher nur ein kurzes Standbild .. Kino mit Bildern findet in meinem Kopf also gar nicht statt...
Hallo, Danke für den Beitrag. Ich hab schon etwas gegoogelt, aber allzu Schlau bin ich noch nicht geworden.
Gerade was die Medizinische oder Forschungsseite angeht, liegt aber auch daran, das ich mich noch nicht richtig Tief in das Thema eingelesen habe.
Toll finde ich das es hier Menschen gibt, die über ihre Erfahrungen schreiben und man sich austauschen kann.Danke dafür!
Das kommt mir alles sehr bekannt vor, willkommen im Club ;) Ich habe auch bunte Träume in Bildern, und ich finde es auch sehr mysteriös, dass mein Hirn das also irgendwie kann - nur nicht bewusst. Ich konnte als Kind sehr gut kopfrechnen, aber ich nehme an, dass ich schon immer Afantasie hatte und dass ich das damals also auch ohne Bilder von Zahlen im Kopf gemacht habe. (Heutzutage fällt mir Kopfrechnen ehrlich gesagt eher schwer; ich glaube, das ist einfach eine Übungssache und man kann es mit und ohne Zahlen vor dem inneren Auge lösen.) Es gibt irgendwo in den Tiefen des Internets ein Bild, wo jemand versucht hat darzustellen, wie er (oder sie) sich einen Strand vorstellt: Es ist ein schwarzes Bild, und an den passenden Stellen stehen die Worte "Sand", "Meer", "Palme", "Wolke", "Sonne". So ähnlich würde ich es auch beschreiben. Man weiß ja, wie so ein typischer Strand aussieht ... aber es gibt kein Bild.
Hallo Sascha, willkommen im Club. Schaue gerne mal in den FAQ nach. Aphantasie betrifft die bewußte Vorstellung. Das ist ein Punkt, der es für mich noch faszinierender macht. Das mit dem guten Gedächtnis würde ich auch bestätigen.