Hallo
Seit meinem 14ten Lebensjahr programmiere ich Computer. Daher habe ich Informatik studiert und nebenbei als Programmierer gearbeitet. Zu der Zeit war ich in der Lage, mir tausende von Zeilen Quellcode zu merken, die ich selber geschrieben (intensiv daran gearbeitet) habe. Abends habe ich im Bett gelegen, habe mir den Code vor dem inneren Auge angeschaut und verändert. Am nächsten Tag habe ich diese Änderungen auf der Arbeit durchgeführt.
Jetzt sind locker 40 Jahre vergangen und ich kann das nicht mehr, oder mache das nicht mehr (Ich weiß am Rechner wo ich welche Codestelle finde und wie sie funktioniert aber ich kann es nicht mehr so visualisieren wie früher). Ich bin mir sicher, das ich damals nicht Bilder im Kopf hatte, die ich auf dem Monitor bei der Arbeit gesehen habe. Letztes Jahr erst habe ich festgestellt, dass ich Aphantasie habe und mir daher auch keine "Monitor Bilder" in der Qualität visualisieren kann. Im Grunde ist alles schwarz und Bilder, an die ich mich erinnern will, blitzen, wenn sie denn kommen, nur für Sekundenbruchteile auf. Da ich nicht weiß, ob ich Aphantasie von Geburt an habe oder erst später, nach dem Studium bekommen habe, frage ich mich jetzt, wie das bei euch ist. Vielleicht liegt es auch am Alter :-)
Also, wie ist es bei Euch, könnt Ihr Programmcode, Gedichte oder irgendwelche Texte die Ihr kennt, unabhängig von einer bildlichen Vorlage, im Kopf visualisieren? Beste Grüße und Danke für Antworten Ingo
Hallo Ingo,
ich kann das überhaupt nicht! Ich weiß erst seit 2 Jahren, dass andere das können - davor wäre ich nie auf die Idee genommen dieses angebliche "Sehen" bei geschlossenen Augen wörtlich zu nehmen. Als ich in einer Zeitschrift von Aphantasie erfuhr und erkannte, dass ich das habe und die meisten anderen Menschen Dinge sehen können, habe ich u.a. in meinem Umfeld gefragt, ob sich die Leute dann auch Vokabelseiten "als Bild" merken können. Viele können das und ich weiß jetzt endlich, warum für mich sowohl Vokabelseiten als auch sonstige Listen völlig sinnlos sind, sobald sie aus meinen Blickfeld sind ...
Ich kenne das Gedicht "Es ist was es ist" von Erich Fried seit bald 40 Jahren, habe es auch als Poster an der Wand in meinem Arbeitszimmer hängen - wenn ich ihm den Rücken zukehre oder die Augen schließe, sehe ich es nach wie vor nicht - da kann ich gar nichts visualisieren.
Liebe Grüße
Ide
Hallo Ingo, ich bin von Geburt an, wie mein Vater, aphantastisch.
in sofern bin ich NIE auf die Idee gekommen, gerade auch Programmcode (ich musste immer wie blöd scrollen/ per Zeilennr. suchen), Gedichte, oder auch andere Texte, anders als semantisch, also in Worten, zu denken.
Ich habe erst relativ kürzlich erfahren, dass "stelle Dir mal bildlich vor..." tatsächlich wörtlich gemeint sein könnte...
insofern scheint es bei Dir grundsätzlich anders als bei mir zu sein:
ich habe keinerlei kurzzeitige Visualisierungen oder andere sensorische Imaginationen.
Nie gehabt. Nur in Träumen, aber das ist ja etwas anders.
Das hat sich auch nach 60+ Jahren seit Anbeginn meiner Erinnerungen nicht geändert.
Hallo Ingo, das erinnert mich ein bißchen an das Buch und Netflix Serie das Damen Gambit. Ich für meinen Teil, kann mich nicht an solche Visualisierungen im Kopf erinnern. Bei mir erläuft erinnern im Arbeitskontext auch eher in Form von Wissen ab. LG Nadine