Hallo zusammen,
ich bin neu hier und ehrlich gesagt etwas überwältigt von der Fülle an Informationen in diesem Forum. Am liebsten würde ich alles auf einmal lesen, aber leider fehlt mir die Zeit dazu.
Lasst mich zunächst kurz vorstellen: Ich bin 63 Jahre alt, verheiratet, lebe und arbeite in Hessen. Vor einigen Jahren bin ich durch die Zeitschrift "Gehirn & Geist" auf das Thema Aphantasie gestoßen. Neurowissenschaften haben mich schon immer interessiert, aber als ich den Artikel las, hatte ich sofort das Gefühl, dass ich selbst betroffen sein könnte.
Ich möchte euch vier Beispiele nennen, die meine Situation verdeutlichen – vielleicht habt ihr ja Ähnliches erlebt:
Immer wieder wurde ich zu "Phantasiereisen" eingeladen, sei es zur Entspannung oder in anderen Kontexten: "Stell dir vor, du bist an einem schönen Ort..." Ich war jedes Mal verwirrt, weil ich mir diesen Ort einfach nicht vorstellen konnte.
Menschen mit Arachnophobie reagieren panisch auf Spinnen. Sie erzählen mir dann, dass sie sich vorstellen, wie die Spinne auf sie zurennt. Ich kann das nicht nachvollziehen. Solche bildlichen Vorstellungen habe ich nicht.
Veganer appellieren an mein Mitgefühl, indem sie mich auffordern, mir das Leid der Tiere vorzustellen. Warum sollte ich das tun? Es würde mir nur den Appetit verderben – wenn ich es denn könnte.
Es gibt eine Methode, sich z.B. lange Zahlenreihen zu merken, indem man die Zahlen mit Bildern (in der Vorstellung) entlang eines bekannten Weges (auch in der Vorstellung) verknüpft.Ich kann mir Zahlen recht gut merken, doch die genannte Methode funktioniert bei mir überhaupt nicht.
Zur Zeit interessiere ich mich besonders für das Verhältnis zur Kunst im weitesten Sinne. Ich erinnere mich an eine Geschichte von Edgar Allan Poe, deren Name mir entfallen ist. Sie bestand im Wesentlichen aus einer ausführlichen Beschreibung des Fußwegs vom Eingangstor zu einem Landhaus(?) über einige Seiten. Und das war das Langweiligste, was ich je gelesen habe, weil ich nicht in der Lage war, mir diesen Weg bildlich vorzustellen.
Mich würde interessieren, ob man mit Aphantasie besondere Vorlieben hat, was Literatur, Musik, bildende Kunst, aber auch Filme etc. betrifft:
Belletristik oder Sachbuch?
Roman oder Graphic Novel?
Van Gogh oder Escher?
Bach oder Beatles?
Hitchcock oder Horror?
Gibt es dazu bereits Untersuchungen? Oder sollte ich hier vielleicht mal eine Umfrage machen?
Ich glaube, eine Folge der Aphantasie ist bei mir auch, dass ich in meiner Sprache wenig bildlich beschreibende Adjektive verwende. Was dann wiederum auf Andere fantasielos wirken mag.
Ich freue mich darauf, mich mit Euch auszutauschen und mehr über Aphantasie zu erfahren.
Hallo Ingo,
ich bin 61 und habe vor ca.2 Jahren durch einen Artikel in einer Zeitschrift erfahren, dass es Aphantasie gibt und ich die habe. Das Spannende an dem Artikel war für mich, was die anderen alle sehen, hören, riechen ... Ich frage seitdem alle rund um mich aus und finde das alles sehr spannend und ein bisschen gemein, dass ich all die schönen Orte, die ich gesehen habe, nicht als Kopfkino mitnehmen konnte. Immerhin habe ich seitdem eine Erklärung, warum ich in "geometrische Zeichnen" und später in Anatomie total überforderrt war - ich weiß erst jetzt, wie sich das all die anderen merken und damit konnte ich auch mit meinen "Misseerfolgen" abschließen. Weder Phantasiereisen noch Memomethoden wie Zahlenreisen sind mir möglich. Trotzdem habe ich ein Sprachstudium abgeschlossen und bin Schulbuchautorin - also an Wortschatz inklusive bildlich beschreibender Adjektive mangelt es mir nicht. Das Leid von Tieren und auch Menschen kann ich mir fast zu gut vorstellen (emotional aber zum Glück ohne Bilder und Töne!), Spinnen mag ich gar nicht, werden in der Wohnung sofort entfernt (wenn möglich rausgeschmissen).
Zu deiner "Umfrage":
Belletristik oder Sachbuch? - vor allem Belletristik (ich lese sehr viel und gerne), Sachbuch eher beruflich
Roman oder Graphic Novel? - viele Romane, habe aber seit einigen Jahren auch die Graphic Novels entdeckt
Van Gogh oder Escher? - bei dieser Auswahl Van Gogh; ich gehe gerne in Museen, das ist für mich "Urlaub für den Kopf"
Bach oder Beatles? beide gut, höre ich aber selten, ich liebe Opern, außerdem z.B. Bowie, Snow Patrol, itlaienische Liedermacher (also auch ein Mix)
Hitchcock oder Horror? - nein danke, da fürchte ich mich ja wirklich!
Liebe Grüße Ide
Ingo schrieb:
Ich möchte euch vier Beispiele nennen, die meine Situation verdeutlichen – vielleicht habt ihr ja Ähnliches erlebt:
Immer wieder wurde ich zu "Phantasiereisen" eingeladen, sei es zur Entspannung oder in anderen Kontexten: "Stell dir vor, du bist an einem schönen Ort..." Ich war jedes Mal verwirrt, weil ich mir diesen Ort einfach nicht vorstellen konnte.
Menschen mit Arachnophobie reagieren panisch auf Spinnen. Sie erzählen mir dann, dass sie sich vorstellen, wie die Spinne auf sie zurennt. Ich kann das nicht nachvollziehen. Solche bildlichen Vorstellungen habe ich nicht.
Veganer appellieren an mein Mitgefühl, indem sie mich auffordern, mir das Leid der Tiere vorzustellen. Warum sollte ich das tun? Es würde mir nur den Appetit verderben – wenn ich es denn könnte.
Es gibt eine Methode, sich z.B. lange Zahlenreihen zu merken, indem man die Zahlen mit Bildern (in der Vorstellung) entlang eines bekannten Weges (auch in der Vorstellung) verknüpft.Ich kann mir Zahlen recht gut merken, doch die genannte Methode funktioniert bei mir überhaupt nicht.
Kenne ich. Kann ich auch nicht.
Phobien sind noch eine ganz andere Nummer. So einfach ist es nicht, wie Du meinst. Spinnenphobien wirken, obwohl keine Spinne zu sehen ist, es reicht, dass sie irgendwo im Raum sein könnte, das wird durch Aphantasie nicht verhindert, vermute ich.
Aphantasisten können bei Tisch über die ekelhaftesten Sachen sprechen. Militante Veganer kann man denn auch fragen, was die Pflanzenwelt denn dazu meint, ob man denn gar kein Mitgefühl habe...
(so man denn Lust auf eine Grundsatzdiskussion hat)
Nein, die Verknüpfung von zu merkenden Sachen mit Geschichten, Wegen o.ä. hat bei mir auch noch nie funktioniert. Es gibt wohl auch eine Methode sich Sachen zu merken (über Loci, andere Bezeichnungen fürs selbe Prinzip gibt es auch), das würde auch nicht funktioneren.
Ich glaube, eine Folge der Aphantasie ist bei mir auch, dass ich in meiner Sprache wenig bildlich beschreibende Adjektive verwende.
Das mag gut sein.
Ich hingegen neige eher dazu, meine Geschichten möglichst bildhaft zu beschreiben, weil ich in meinen semantischen Erinnerungen nur diese Möglichkeit mit Worten habe*. Vielleicht sollte ich hierzu in diesem Zusammenhang mein SDAM* erwähnen, das bedingt das Fehlen autobiographische Erinnerungen als "ich Erlebnis". Daher vielleicht die detailreiche expressive Sprache teilweise bei meinen Erzählungen. Auf Nachfrage zu etwaigen Details würde aber nicht viel mehr kommen.
zum Schluß, Du fragtest:
Belletristik oder Sachbuch?
Irrelevant. Entweder ich lege das Buch nach wenigen Seiten weg, oder ich lese es weiter.
Roman oder Graphic Novel?
Beides. Eher Roman.
Van Gogh oder Escher?
Kunst verstehe ich nicht. Schönheit per se sehr wohl. Ich neige zu Escher
Bach oder Beatles?
Bach ist zeitlos. Beatles waren in den 1960ern wichtig. Kein Vergleich.
Hitchcock oder Horror?
Weder noch.
Hallo Ingo, ich kann leider nicht direkt antworten, weil es diese Funktion an dieser Stelle offenbar nicht gibt.
Spinnen finde ich nicht widerlich, aber beißen möchte ich mich von ihnen auch nicht lassen. Ich beschäftige mich gerade mit Hypnose und von daher weiß ich jetzt, dass Menschen in einem gewissen Alter durch Erlebnisse geprägt werden. Oft alleine nur durch Vorbilder. Durch Erklärungen geht das nicht weg. Wenn es aber durch ein Vorbild geschieht, hat man vielleicht gar keine Angst vor dem Bild. Andererseits gibt es Studien, die angeblich beweisen, dass solche Ängste angeboren sind. Vielleicht stimmt beides? Dann wird jemand der durch ein Vorbild geprägt wurde, möglicherweise andere Erinnerungen (Bilder, falls er/sie Bilder sieht) aufrufen, je nachdem wie die Phobie entstanden ist. Ich habe z. B. erlebt, dass meine Mutter schreiend auf einen Tisch gestiegen ist, weil die Katze eine winzige, halb tote Maus gebracht hat. Vor Mäusen hatte ich nie Angst und ich wunderte mich maßlos über die Reaktion meiner Mutter. Ich war schon zu alt, um noch auf solche Vorbilder zu reagieren, aber hätte ich das im Alter von 3 Jahren erlebt, hätte ich vielleicht eine Phobie vor Mäusen entwickelt? Oder vielleicht vor Katzen? Kommt immer darauf an, wie man etwas interpretiert, denke ich. Wenn man nur auf das Erlebnis reagiert, wird man - wenn man keine Bilder sieht - ganz sicher auch nicht auf Bilder einer Maus reagieren, sondern vielleicht nur mit Angst? In diesem Fall ist es schwer heraus zu finden, warum man Angst hat und dann glaubt man, es seien irrationale Ängste. Obwohl es eigentlich einen greifbaren Grund/Ursache gibt.
So nebenbei erwähnt: Ich habe einmal einen Bericht gesehen. Da wurden Leute getestet, die angeboten haben, jemanden zu heilen. Vom Rauchen, oder von Ängsten. Nur eine hat es geschafft und das war eine junge Dame, die eine Probandin hypnotisierte. Sie sollte die Probandin von einer Spinnenphobie heilen. Dazu schickte sie die Dame in einen hypnotischen Traumzustand und suggerierte ihr, sie befände sich in einem Land, in welchem lauter süße, lustige Spinnen waren. Es folgten Beschreibungen, die ich vergessen habe. Es hat funktioniert. Bei uns würde das nicht auf diese Weise funktionieren. Wir bräuchten einen anderen Zugang. Den wird es sicher auch geben, man muss ihn nur finden.
"........ Aber die Frage drängt sich mir auf: Wie zeichnest und malst Du? Wie kannst Du ein Pferd oder einen Drachen zeichnen, ohne ein klares Bild davon vor Augen zu haben?"
Keine Ahnung. Ich denke mir einfach, welcher Strich wohin gehört. Oder so in der Art. Zumindest bei mir sind die Bilder sicher da. Irgendwo in meinem Gehirn. Ich weiß vielleicht auch wo und habe einen alternativen Zugang entwickelt? Könnte ich mir vorstellen.
LG
Susi
Zu der Vorstellung, wie Außerirdische aussehen würden: Ich kann sie mir eben leider nicht vorstellen, aber ich kann von ihnen träumen und das ist auch mehrmals passiert. Im Traum sahen sie aus wie wir Menschen.
Hallo Ingo, ich kann mir eine Spinne auf der Hand nicht vorstellen. Aber ich könnte sie auf die Hand zeichnen, ohne sie zu sehen. Aufregen kann mich das Bild einer Spinne nicht. Das sind faszinierende Tiere. Sie bauen wunderbare Netze, obwohl sie so winzig sind, ohne es gelernt zu haben. Aber nur wenn man sie nicht unter Drogen setzt.
Es gibt eine amerikanische Uni, die Fotos zur Verfügung stellt, damit man Remote Viewing üben kann. Man zeichnet und wenn man fertig ist, klickt man, um ein Foto aufzurufen, das nach dem Zufallsprinzip aufgerufen wird. Dort habe ich einige Übungen gemacht und fast immer annähernd gezeichnet, was dann auf dem Foto zu sehen war. Natürlich waren meine Zeichnungen nur schnelle Skizzen, ohne künstlerischen Anspruch.
Auch ohne etwas im Kopf zu sehen kann man wissen wie etwas aussieht. Man braucht die Bilder im Kopf nicht unbedingt. Man weiß ganz einfach, wie etwas aussieht, auch wenn man es nicht sieht. Das ist schwer zu erklären. Aber abzeichnen ist natürlich einfacher und deshalb mache ich das auch lieber.
Nochmal kurz zu den Emotionen (bei Filmen), die sowohl von Merlin als auch von Susi erwähnt wurden: Das kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen. Ich fühle intensive Spannung in Hitchcock-Filmen und Horrorbilder sind für mich manchmal unerträglich. Wenn dann noch passende Musik dazukommt, kann ich auch oft meine Tränen nicht zurückhalten. Ich fühle in manchen Situationen sehr stark mit, wenn ich mich in diese hineinversetzen kann. Das gilt auch für Bilder von gequälten Tieren, weshalb ich sie mir nicht nur nicht vorstelle, sondern sie auch nicht mehr anschaue. Zumal die meisten dieser Bilder gezeigt werden, mich über meine Emotionen zu manipulieren. Ich weiß, wie grausam die Massentierhaltung ist, und ich bin auch dagegen. Aber dazu muss ich mir nicht immer wieder grausame Bilder anschauen oder vorstellen. Könnte ich sie mir vorstellen, würden mich solche Bilder vielleicht sogar quälen.
Was mir eher (an mir) auffällt: Ich kann nicht wirklich mitfühlen, weil ich ja nicht weiß, was und wie Andere fühlen. Ich kann mich aber in eine Situation, die ich in einem Film sehe, hineinversetzen, und fühlen, wie es mir in dieser ginge. Es ist aber auch denkbar, dass ich dabei nicht dasselbe fühle wie die Protagonisten des Films.
Liebe Grüße Ingo
Hallo Nadine und Merlin,
ich bin doch längst zum Onlinetreffen angemeldet. 😄 Eine offizielle Diagnose habe ich (noch) nicht. Aber es spricht alles dafür. Die Überraschung war für mich, dass ich tatsächlich zu einer kleinen Minderheit gehöre.
Ich habe bereits früher bemerkt, dass ich kein Talent zum Zeichnen habe. Ich weiß, wie ein Pferd aussieht, und ich kann es auch von einer Kuh oder einem Kamel unterscheiden. Aber es fällt mir sehr schwer, das Aussehen mit Worten zu beschreiben oder auf Papier zu zeichnen. Ich kann aber z.B. das typische Verhalten eines Pferdes beschreiben: Wiehern, Galopp, etc.
Auch meine Ehefrau kann ich nicht wirklich beschreiben, geschweige denn zeichnen, obwohl ich sie natürlich sofort als solche erkenne.
Nur dachte ich früher, es wäre ein besonderes Talent, sich ein Pferd vor dem "inneren Auge" vorstellen zu können, um dieses dann zu zeichnen. Nun ist mir bewusst, dass wohl die meisten Menschen zumindest mit der Vorstellung kein Problem haben. Und es geht mir jetzt wie vielen: Hätte ich das nur früher schon gewusst...
Zum Thema Bücher: Ich habe im Alter von vier Jahren mit dem Lesen begonnen. Meine frühe Lektüre:
eine Kinderbibel (mit Illustrationen)
Grimms Märchen (mit Jugendstilillustrationen)
Pixi-Hefte und "Fix und Foxi"
ein dickes Buch mit Wilhelm Buschs Werken
und besonders gerne Lexika, denn dort waren auch immer viele Bilder drin
Einen unbebilderten Roman zu lesen, strengt mich an, wenn ich versuche, mir Charaktere oder Szenen bildhaft vorzustellen. Mit Fantasyliteratur habe ich meistens wenig Probleme, da ich dank einiger Filme inzwischen weiß, wie man sich Drachen oder Hobbits vorstellen kann. Schwierig wird es, wenn ich etwas noch nie gesehen habe, so z.B. beim https://de.wikipedia.org/wiki/Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft. Wie man sich z.B. einen Außerirdischen vorstellt, hängt meiner Ansicht nach stark davon ab, welche Filme man gesehen hat:
So habe ich auch Sherlock Holmes oder Winnetou in Filmen gesehen und musste kein eigenes Bild mehr in meiner Vorstellung entwerfen. Aber in meiner Kindheit waren Filme noch etwas besonderes. Heute wird man dank YouTube und Co. mit mehr Videos überschüttet, als man je in seinem Leben anschauen kann. Wir leben in einer vorwiegend visuellen Welt. Was mir schon bewusste wurde, als ich als Übungsleiter beim Blindensport tätig war. Mit der Vorstellung von Klängen und Musik habe ich übrigens keine Probleme. Daran sind offensichtlich ganz andere Gehirnregionen beteiligt. Im Gegenteil: Meine beiden ersten Langspielplatten (das rote und das blaue Doppelalbum der Beatles) habe ich in meiner Jugend so oft gehört, dass ich, wenn ich einen der Titel im Radio hörte, danach sofort den Anfang des nächsten Stücks auf der Schallplatte im Kopf hatte, meistens sogar in der richtigen Tonhöhe.
Danke auch an Merlin für den Hinweis auf die Studie. Ich glaube, da besteht noch dringender Forschungsbedarf, was Aphantasie betrifft. Zumal Forschungsergebnisse dazu ja auch viel darüber verraten können, wie das "normale Gehirn" arbeitet. Ich bin auch sehr gespannt, was die Zukunft noch bringen wird. Ich würde Deine Arbeit gerne unterstützen, soweit mir das neben meiner 40h-Arbeitswoche möglich ist.
Außerdem habe ich (bei Amazon) nachgeschaut, ob es überhaupt schon (deutschsprachige) Literatur zu dem Thema gibt. Die Suche ergab ein einziges Buch mit zurecht schlechter Bewertung - weil dieses von einer KI verfasst wurde. Nun überlege ich, selbst etwas darüber zu schreiben. Dazu benötige ich jedoch Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen und Forschungsergebnisse (von Merlin?).
P.S.: Da ich neugierig bin, ließ mir meine Frage keine Ruhe: Google liefert bei der Bildersuche nach "Außerirdischer" die erwarteten Ergebnisse: Die sehen fast alle so aus wie auf dem Bild oben. Interessanter ist das Ergebnis einer KI (Google Gemini), welches mich - bis auf die Augen - sehr überrascht hat:
Die Tür des Raumschiffs öffnet sich. Gleich wird der Außerirdische erscheinen. Wie mag er wohl aussehen?
Der "klassische" Außerirdische
E.T.
Mr. Spock (aus "Star Trek")
Monster (aus "Alien")
Liebe Grüße
Ingo
Hallo Ingo, das sind viele Fragen auf einmal.
Fantasiereisen - geht bei mir gar nicht.
Spinnen - wenn ich Spinnen sehe, brauche ich mir nichts vorstellen. Die sehe ich ja vor mir. Panisch reagiere ich nicht darauf, aber wenn grauslich aussehende, große Spinnen schnell herum laufen, mag ich das gar nicht. Dann rechne ich damit, dass sie vielleicht auf mich zurennen könnten und das brauche ich mir nicht vorstellen.
Man sollte auch unterscheiden, wie alt jemand ist. Ältere Menschen haben mehr Wissen als Kinder. Heute weiß ich, dass manche Spinnen beißen und dass solche Bisse sehr unangenehm werden können. Ich weiß nicht mehr, wie ich als Kind auf Spinnen reagiert habe.
Veganer + Mitgefühl - Ich versuche so vegan wie möglich zu leben. Aus Mitgefühl. Um Mitgefühl zu haben, brauche ich mir gar nichts vorstellen. Ich weiß doch von mir selbst, was schmerzlich ist und was nicht. Was ich für mich nicht will, das will ich auch nicht für andere. Egal ob Mensch, oder Tier. Außerdem sieht man ja ständig irgendwo Bilder, oder Videos von gequälten Tieren. Wenn das nicht genügt, liegt mangelndes Mitgefühl nicht an der Aphantasie. Man kann neben Aphantasie natürlich auch unter anderen Dingen, oder Mängeln leiden.
Ich habe z. B. das Problem, zu viel Mitgefühl zu empfinden. Nämlich wenn ich zusehe wie jemand leidet. Sogar wenn ich im Fernsehen Filme sehe und eigentlich weiß, dass es nur gespielt ist, verspüre ich sogar ein sehr unangenehmes körperliches Gefühl, wenn jemand z. B. stürzt, oder geschlagen wird. Da muss ich wegsehen, weil ich das nicht ertrage.
Zahlenreihen, oder Buchstabenreihen kann ich mir auch merken. Wie lange sie sein können, habe ich nicht ausprobiert. Wieso ich sie mir merke, weiß ich nicht. Meistens war es so, dass ich beispielsweise Bankdaten, abgetippt habe. Als ich dann einmal ohne Vorlage zurecht kommen musste, bemerkte ich, dass ich sie auswendig gelernt hatte.
Romane - Ich musste russische und amerikanische Romane lesen - aus beruflichenh Gründen. Auf diese Weise lernt man "querlesen". Eine große Hilfe. Man lässt alles Unnötige einfach weg.
Nur Sachbuch - als Kind habe ich auch Romane gelesen. Ich bekam zu Weihnachten immer Bücher geschenkt. Offen gesagt habe ich auch keine Ahnung, ob ich mir als Kind etwas vorstellen konnte. Bücher vermitteln aber eben nicht nur Beschreibungen, sondern Geschichten. Es hat mich immer geärgert, wenn eine Geschichte anders geendet hat, als ich es wollte. Wenn wir Indianer (darf man heute nicht mehr sagen) gespielt haben, ob mit kleinen Figuren, oder selbst aktiv waren, habe ich mir zumindest nie irgendwelche Dinge vorgestellt. Die Figuren waren bloß Figuren und wir waren eigentlich auch nur wir selbst.
Gibt es dazu Berichte von anderen Leuten?
Kunst lässt sich nicht so einfach festlegen, Musik auch nicht. Mir gefällt vieles. Ich habe auch immer sehr viel gesungen. Leider wurde ich nie dazu gezwungen, ein Instrument zu lernen. Ich zeichne und male.
Filme - absolut kein Horror, Action ungern, weil mich das alles aufregt, wenn ich zusehe. Sogar der Blutdruck steigt dabei. Aber ich identifiziere mich nicht mit den Schauspieler/innen.
Probleme habe ich beim Zusehen auch oft, weil ich mir Gesichter nicht merken kann. Mein 3. Problem. Dann weiß ich manchmal nicht, wer wer ist. Erst wenn ich mir manche Filme mehrmals angesehen habe, kann ich alle Leute auseinander halten. Wenn es Filme mit Tiefgang sind, versteht man unter diesen Umständen nicht immer worum es geht.
Es wird auch immer schwieriger. Die Frauen haben alle den selben Chirurgen und die Männer haben seit Neuestem entweder die gleiche Frisur, oder den gleichen Bart.
LG
Susi
Hallo Ingo,
ich würde gerne auf folgenden Aspekt deiner Nachricht eingehen:
Dieser Punkt interessiert uns in der Forschung sehr, gerade weil in Interviews mit Aphantasisten häufig der Eindruck entsteht, dass sie andere Vorlieben haben könnten.
Laura Speed et al. (2024) haben dazu eine interessante Studie durchgeführt (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1053810024000126#b0130) und kommen zu folgendem Ergebnis:
Diese Befunde deuten also darauf hin, dass Aphantasisten grundsätzlich jede Art von Geschichte genießen können, womöglich aber aus anderen Beweggründen als Spannung oder emotionales Erleben - zum Beispiel weil sie einfach die Idee an sich wertschätzen. Die geringere emotionale Involviertheit könnte zudem dazu führen, dass Aphantasisten auch eher unschönere Themen leichter verarbeiten können (z. B. Tierleid, wie du oben selbst schreibst).
Ich bin gespannt, was die Forschung in Zukunft noch herausfinden wird! Liebe Grüße Merlin
Hallo Ingo,
vielen Dank für deine Vorstellung, sehr schön Idee.
Wie war das für dich, von deiner Aphantasie zu erfahren?
Deinen Punkt mit den Fantasiereisen kann ich zu 100% nachvollziehen.
Und bei "stell dir mal vor" habe ich immer gedacht, das ist halt hypothetisch gemeint oder eben eine Floskel.
Bei Büchern tue ich mir tatsächlich auch schwer, Fantasy habe ich nie gelesen. Martin Suter lese ich gerne. Aber ansonsten bin ich auch mehr der Sachbuch Typ.
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Liebe Grüße
Nadine