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Manifestieren ohne Bilder – wie Aphantasie meine Selbstführung verändert

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Ich beobachte an mir etwas, das mich lange irritiert hat: Ich versinke unglaublich schnell in Themen. Ich denke weiter, tiefer und breiter – und gleichzeitig zweifle ich immer wieder daran, ob eine Idee wirklich „rund“ ist. So, als würde mir ein letztes Puzzlestück fehlen, um sagen zu können: Ja, das ist es!


Seit ich weiß, dass ich Aphantasie habe, verändert sich diese Selbstwahrnehmung radikal. Mein Kopf erzeugt keine inneren Bilder. Kein Visionboard. Keine gedanklichen Filmszenen. Keine Zukunftsprojektionen.


Und genau das beeinflusst auch, wie ich Manifestation, Meditation und persönliche Entwicklung verstehe.


Manifestieren ohne Bilder – wie soll das funktionieren?

Die Manifestationswelt ist voll von Bildern:


  • Future-Self-Visionen

  • innere Filme

  • ideale Zukunftsszenarien

  • Visionboards (das kann ich physisch umsetzen)

  • „Stell dir vor, du lebst dein Traumleben…“


Für viele Menschen sind diese Bilder kraftvolle emotionale Verstärker. Sie geben ein Gefühl von Richtung, von Fokus, von Möglichkeit. Aber was, wenn der innere Bildschirm schwarz bleibt? Was, wenn Visualisierung keine Tür, sondern eine Wand ist?


Aphantasie trifft auf Meditationskultur – ein blinder Fleck

Ein Großteil unserer modernen Mindfulness Werkzeuge basieren auf Visualisierung:

  • Fantasiereisen

  • Entspannungsübungen mit Lichtfarben

  • Future-Self-Meditationen

  • innere Landschaften

  • imaginierte sichere Orte

Und ich sitze dort, höre die Anleitung – und in mir bleibt es dunkel. Ich spüre die Worte. Ich kann mich entspannen, atmen, wahrnehmen. Ich fühle Körperempfindungen, aber ich sehe nichts.


Lange dachte ich, ich mache etwas falsch. Heute weiß ich: Die Methode ist nicht falsch – sie ist einfach nicht für Menschen ohne innere Bilder entwickelt worden.


Aphantasie bedeutet nicht, dass Meditation nicht wirkt. Sie wirkt nur anders. Über Körper, über Atem, über Präsenz – nicht über innere Szenen.


Die spannende Dynamik: Aphantasie entfaltet sich

Was mich an Aphantasie fasziniert, ist, dass sie sich nicht theoretisch greifen lässt, sondern erst im eigenen Erleben wirklich verständlich wird. Ich entdecke ständig neue Facetten. Neue Zusammenhänge. Neue Erklärungen für alte Muster. Sie verändert, wie ich plane. Wie ich Entscheidungen treffe. Wie ich mich an meine Vergangenheit erinnere und meine Zukunft empfinde. Und sie verändert auch, wie ich meine Zweifel wahrnehme.


Mein Zweifel – früher Bremse, heute Wegweiser

Früher wirkten diesen Zweifel für mich wie eine Unsicherheit. Heute sehe ich klarer: Er entsteht nicht, weil ich „nicht weiß, ob ich oder etwas gut genug bin". Sondern weil mein Kopf kein Gesamtbild erzeugen kann und deshalb weiterfragt.


Es ist ein Zweifel, der nicht klein macht, sondern prüft: Hast du wirklich alles gesehen? Hast du den Gedanken vollständig durchdrungen?


Dieser Anteil bekommt für mich gerade eine völlig neue Rolle: Weniger Kritiker, mehr Navigator. Weniger Angst, mehr Orientierung.


Und ich finde es spannend zu beobachten: Wo taucht er auf? Was will er mir zeigen? Und wohin führt er mich, wenn ich ihm zuhöre statt gegen ihn anzukämpfen?


Wie ich ohne innere Bilder manifestiere

In unseren Aphantasie-Events berichten viele Teilnehmende dasselbe Muster:

Sie denken stärker über Sprache, Struktur, Analysen und Körperempfindungen statt über innere Bilder. Das ist nicht wissenschaftlich belegt, aber es wiederholt sich in nahezu jedem Gespräch.


Für mich bedeutet das ganz praktisch: Ich sortiere meine Gedanken, indem ich darüber spreche, schreibe oder sie mit ChatGPT strukturiere. Im Austausch entsteht für mich Klarheit – und manchmal generiere ich so ein Bild, das ich selbst nicht im Kopf erzeugen kann.


Manifestieren heißt für mich deshalb nicht, eine Vision zu sehen, sondern:

Gedanken ordnen, Energie ausrichten, Entscheidungen treffen – und Schritt für Schritt eine Realität bauen, die Sinn ergibt.


Mein Fazit

Ich weiß nicht, wie Manifestieren ohne innere Bilder „richtig“ geht. Ich lerne gerade, was für mich funktioniert – ohne Druck, ohne Regeln. Ich arbeite mit Gedanken, Körpergefühl und Entscheidungen. Nicht als Manifestationsmethode, sondern als Form der Selbstführung.

Es entsteht ein Weg, der sich unterwegs zeigt. Und genau so fühlt es sich für mich stimmig an.

 
 
 

4 Kommentare


Susi Sayici
Susi Sayici
vor einem Tag

Hallo Nadine, ich möchte nicht nerven, aber ich muss nochmals nachfragen, weil ich nicht genau verstehe was du meinst. Wir Menschen denken nicht gleich und das betrifft nicht nur die Fähigkeit, oder die Unfähigkeit, innere Bilder zu produzieren.


Was meinst du mit: "das Bestreben die Realität eben mittels innerer Bilder zu beeinflussen."?


Ich verstehe das so, dass du die Realität verändern möchtest. Aber welche Realität kann man verändern und welche nicht? Meinst du den Zustand in dem du dich befindest? Körperlich, oder Seelisch/Geistig? Oder meinst du damit etwas ganz anderes? Kannst du das genauer beschreiben?


Mein Unterbewusstsein antwortet mir manchmal im Traum. Wenn ich etwas an mir selbst ändern möchte, beispielsweise körperlich, sage ich sozusagen ein Mantra auf. Als ich…


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Nadine
Nadine
vor 7 Stunden
Antwort an

Ich will meine Realität nicht verändern. Es ging um die Definition von Manifestieren im Allgemeinen. Mir geht es darum, dass ich nicht nach dem gängigen Verständnis manifestieren kann.

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Nadine
Nadine
25. Nov.

Manifestieren in meinem oben beschriebenen Kontext, ist das Bestreben die Realität eben mittels innerer Bilder zu beeinflussen. Sich das tief auf das Ziel/Vision einzulassen und vor dem inneren Auge ausmalen. Das kann ich eben nicht. Und trotzdem bin ich überzeugt, dass intensive Beschäftigung mit einem Ziel Wirkung hat. Gedanken formen Fokus, Fokus formt Entscheidungen – und Entscheidungen gestalten Situationen. Das meine ich mit der Kraft der Gedanken.

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Susi Sayici
Susi Sayici
23. Nov.

Hallo Nadine, was genau soll man unter "manifestieren" verstehen? Ich habe eine Ausbildung zum Hypnose-Trainer gemacht und beschäftige mich seither vor allem jetzt damit. Ich kann nicht visualisieren, sehe, höre, usw. inenrlich nichts. Bei der Selbsthypnose kann ich aber doch zumindest zeitweise etwas "sehen". Früher habe ich viel meditiert, indem ich mir einfach verbal etwas suggeriert habe und auch da kam es oft zu inneren Bildern, Erlebnissen, usw. Das funktioniert vielleicht nicht so gut wie bei Leuten die inenre Bilder sehen können, aber es funktioniert. LG Susi


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