top of page
AutorenbildNadine

Reflektieren und Aphantasie

Habt ihr Hobbies? Ich habe mir immer schwer getan das zu beantworten bzw. habe ich mich geschämt, da ich keine nennen konnte. Als Kind habe ich relativ abgeschirmt gelebt und die religiöse Gemeinschaft und das Ausleben des Glaubens haben den Alltag bestimmt. Als junge Erwachsene habe ich erstmal die freie Welt erforscht und versucht Fuss zu fassen. An den Wochenenden habe ich viel gefeiert, unter der Woche bin ich zur Schule gegangen. Freunde hatte ich nicht viele, aber sehr viele Bekannte.


Von je her habe ich viel Zeit für mich gebraucht. Ich habe einfach nach gedacht über die für mich relevanten Fragen. Heute würde ich sagen, Reflektieren ist mein Hobby, es macht mir Spaß mich zu verstehen und weiterzuentwickeln.


Seitdem ich von meiner Aphantasie weiß, stelle ich mir so einige Fragen, z. B. seit wann habe ich Sie? Ich kann diese Frage nicht beantworten. An meine Kindheit habe ich keine bildliche Erinnerung, ich weiß nicht wie mein Zimmer aussah oder was mein Lieblingsspielzeug war.


In den letzten Monaten habe ich angefangen in Gedanken zurückzureisen und es kommen vereinzelt Erinnerungen in Form von Situationen, Wörtern manchmal auch Gefühlen, aber nicht in Bildern auf. Es ist wie ein tiefes Wissen, dass etwas so war. Manchmal ist das Beschäftigen mit lange vergessenen anstrengend, da ich mich natürlich auch mit schmerzhaften Erfahrungen auseinandersetzte.


Die Aufarbeitung verbunden mit meinem Alltag ist nicht immer einfach. Es ist komisch immer wieder mit der Vergangenheit konfrontiert zu sein, die gefühlt oft nicht meine ist. Damit meine ich, dass die Erinnerungen wie aus dem nichts kommen. Ich vermute, dass das mit dem schlechteren autobiographischen Gedächtnis bei Aphantasie  zu tun hat.


Mir hilft mein Mann und meine Meditiationspraxis um hier den Ausgleich zu finden. In einigen Büchereien habe ich Schattenarbeit-Bücher gesehen. Letzte Woche habe ich mir eins gekauft. Schauen wir mal, wie das wird.


Allerdings sehe meine Aphantasie als etwas positives, wie ein Schutzmantel um negatives nicht lange im Gedächtnis zu haben. Oder eine Superkraft mit Hindernissen.


Für all meine schönen Erfahrungen bin ich dabei Strategien zu finden, um diese länger in Erinnerung zu haben bzw. wieder aufrufen zu können. Ich habe mir zum Beispiel die App Journey geholt und halte da einiges fest. Schon vor Jahren hat mir mein Mann einen kleinen Drucker für Handybilder geschenkt und ich nutze den Jahreskalender von Paulo Coelho um die Bilder dort einzukleben. Während der Adventszeit lasse ich dann mein Jahr Revue passieren. Ab jetzt noch mal mit ganz “anderen Augen”.

45 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Wie fühlt sich Erinnerung für mich an?

Viele Menschen können sich Gesichter, Orte oder Momente bildlich in ihrem Kopf vorstellen – bei mir ist das anders. Als ich herausfand,...

Aphantasie und Meditation

Aphantasie und Meditation – auf den ersten Blick klingt das wie ein Widerspruch. Viele traditionelle Meditationstechniken setzen auf...

Kommentit


bottom of page